Wir, das ist die Awareness AG aus dem selbstorganisierten sozialen Zentrum New Yorck im Bethanien (Mariannenplatz 2A, Kreuzberg), existieren seit drei Jahren und beschäftigen uns seitdem mit dem Sicherheits- und Awarenesskonzept und dessen praktischer Umsetzung bei Partys und Veranstaltungen im New Yorck. Dafür beraten wir die Gruppen, die die Räume für Solipartys und linke Veranstaltungen nutzen, sind währenddessen ansprechbar, begleiten den Prozess und werten die Veranstaltungen anschließend gemeinsam aus.
Wir haben uns gegründet, nachdem es vor knapp 3 Jahren eine Vergewaltigung auf einer linken Soliparty in unseren Räumen gab. Wir mussten einsehen, dass die bisherigen Sicherheits- Awareness-, und Antidiskriminierungsstrukturen nicht ausreichend waren.
Unsere Gruppe hat damals zum Einen die Betroffene unterstützt und versucht ihre Forderungen und Wünsche umzusetzen, und einen politischen Prozess und Auseinandersetzung über sexuelle Gewalt innerhalb linker selbstorganisierter Strukturen angestoßen. Zum Anderen haben wir ein Jahr keine Partys mehr veranstaltet und währenddessen in einem intensivem Prozess mit Nutzer*innen der Räume ein neues Awarenesskonzept erstellt. Seit etwas über zwei Jahren findet wieder Solipartys für linke emanzipatorische Projekte in der New Yorck statt. Die Partygruppen werden dabei von uns betreut und wir teilen und vermitteln Wissen zu praktischer Awarenessarbeit und diskriminierungssensibler Veranstaltungsplanung.
Im Laufe der Zeit wurden wir oft von anderen selbstorganisierten emanzipatorischen Räumen und Gruppen nach unserem Konzept, unseren Erfahrungen etc. gefragt.
Wir haben festgestellt, dass es einen großen Bedarf an antisexistischer und antirassistischer Awarenessarbeit gibt und leider nicht besonders viele Menschen dazu arbeiten. Daher haben wir uns entschieden, über unsere Räume hinaus politisch in die Stadt zu wirken. Wir haben bereits einzelne Workshops gehalten und Texte verfasst.
Im nächsten Schritt planen wir einen Workshoptag für den 28.3.2020, der Raum bieten soll, für alle Menschen aus emanzipatorisch selbstorganisierten Räumen, sich weiterzubilden.
Ziel ist es auch sich auszutauschen und Zweifel und Widersprüche aus der Praxis zu diskutieren. Wir erhoffen uns damit eine Verbreiterung von Wissen, ein Abbau von Ängsten und Hemnissen, selbst aktiv zu werden. Und so antisexistische und antirassistische Awarenessarbeit auf mehr Schultern verteilen zu können.
Wir begreifen Awareness als wichtige politische, (queer)feministische Praxis. Durch unsere Erfahrungen haben wir viel gelernt. Viele Ideen sowie Fragen und Unsicherheiten sind ebenfalls aufgetaucht. Wir stellen fest: Awarenessarbeit beinhaltet sehr viele Themen wie bspw. Antirassismus, transformative und reproduktive Gerechtigkeit, Selbstverteidigung, Definitionsmacht, Ein- und Ausschlussmechanismen innerhalb safer spaces, uvm.
Wir denken, dass es für eine emanzipatorische Perspektive unerlässlich ist sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen und gewaltfreie Mechanismen zu finden, die innerhalb der Community funktionieren und nicht auf gewaltvolle staatliche Strukturen angewiesen sind.